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VEA-Umfrage: Wie schauen die energieintensiven Unternehmen in die Zukunft, was sind die signifikanten Ergebnisse?

  • Ein gutes Drittel der teilnehmenden Mitgliedsunternehmen hat noch keinen Energieversorgungsvertrag für 2023
  • Energiekosten steigen oft um ein Vielfaches – in wenigen Extrembeispielen sogar um mehr als das zehnfache, also mehr als 1000 Prozent
  • Sehr viele Unternehmen planen, ihre Produktionen zu reduzieren und fast ebenso viele stoppen geplante Investitionen

Zur aktuellen Energiekrise haben wir unsere Mitgliedsunternehmen im Oktober zu einer Umfrage motiviert. Kernthemen waren die hohen Energiepreise, die Versorgungssituation und die Auswirkungen der Preis- und Versorgungskrise. Wir bedanken uns für die wirklich sehr zahlreiche Teilnahme und möchten einen Überblick über die Ergebnisse geben.

Ungefähr ein Drittel der Unternehmen hat für das kommende Jahr 2023 noch keinen Versorgungsvertrag
Das gilt sowohl für die Strom- wie auch für die Gasversorgungsverträge, wobei die Lücke bei der Stromversorgung noch etwas größer ist.
Unsere Einordnung: Uns ist diese dringliche Thematik bereits bekannt. Begründet ist das zum Teil darin, dass Terminverträge für 2023 so gut wie überhaupt nicht mehr verfügbar sind und auch Spotmarktangebote von Seiten der Versorger kaum noch abgegeben werden. Wir haben uns zu dem Thema bereits mit einer Position an die Bundesregierung gewandt und eine Art Ersatzversorgungspflicht auch zugunsten der Unternehmen gefordert. Zudem kündigte die ExpertInnen Kommission zur Gaspreisbremse an, hierzu einen Vorschlag zu erarbeiten.

Starke und stark variierende Energiepreissteigerungen
Die Preissteigerungen für 2023 sind nicht einheitlich, sondern variieren zwischen den einzelnen Unternehmen sehr stark. So betragen für einige Unternehmen die Preissteigerungen in 2023 nur bis zu 20 Prozent. Weit über 50 Prozent der Teilnehmenden gaben aber Kostensteigerungen um ein Vielfaches, also um 100 bis 1000 Prozent im Vergleich zum aktuellen Niveau an. Dies gilt sowohl für den Strom- wie auch für den Gasbereich. 3 bis 4 Prozent gaben sogar Preissteigerungen von mehr als 1000 Prozent an.
Unsere Einordnung: Wir wissen um die Dramatik bei den Energiepreissteigerungen und auch um die drohenden Konsequenzen für die betroffenen Unternehmen. Wir sind deshalb nahe dran an den Entlastungsprogrammen und werden uns mit Positionen sowohl zur Erdgasbremse wie auch zur kommenden Strompreisbremse für Ihre Interessen einsetzen.

Sehr viele Unternehmen planen, ihre Produktionen zu reduzieren und fast ebenso viele stoppen geplante Investitionen
Über 30 Prozent der teilnehmenden Unternehmen planen bereits, ihre Produktion zu reduzieren und mehr als 20 Prozent werden eigentlich bereits geplante und anstehende Investitionen verschieben. Die Unternehmen, die bereits mit einer vollständigen Aufgabe ihrer Unternehmenstätigkeit in Deutschland rechnen, lagen glücklicherweise noch im einstelligen Prozentbereich. Die sehr zahlreichen Freihand-Eingaben machen aber deutlich, wie groß die Ungewissheit, die Sorge und die fehlende Planungssicherheit ist.
Unsere Einordnung: Wie bereits oben geschrieben, setzen wir uns intensiv mit den Energiepreisentlastungsprogrammen auseinander und ebenso intensiv für Ihre Interessen ein. Im Rahmen verschiedener Dialogprozesse mit der Bundesregierung haben wir diese zudem gebeten, deutliche Signale zu senden, die den Unternehmen zumindest eine gewisse Investitionssicherheit für die kommende Transformation bieten.

Die Politik muss jetzt die richtigen Weichen stellen, damit die Unternehmen im ersten Schritt überleben und im zweiten Schritt Investitionssicherheit für die Transformation erlangen!
„In Anbetracht der aktuellen Energiepreiskrise, die schlimmstenfalls in eine Energieversorgungskrise münden könnte, ist es zunächst essentiell, dass die Unternehmen die nächsten Jahre überstehen, damit wir überhaupt noch einen Mittelstand haben, der sich dann auch transformieren kann. Außerdem herrscht bei vielen Unternehmern eine Verunsicherung darüber, ob Deutschland weiterhin als Industriestandort gelten will. Notwendig ist eine echte Vision, die Standortsicherheit vermittelt. Dabei kann es nicht nur ums Überleben gehen, sondern auch um die Entwicklung von konkreten Visionen für eine Transformation. Der Mittelstand wartet auf entsprechende und vor allem konkrete Signale!“ 
Eva Schreiner, Leiterin des VEA-Hauptstadtbüros und der energiepolitischen Vertretung