Hinter dem Begriff Ökostrom steckt Strom, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt. Folglich kommt der Strom aus Wind- oder Wasserkraftwerken, Biogas- oder Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen). Lieferanten müssen für die Menge, die sie als Ökostrom verkaufen wollen, Herkunftsnachweise beziehen.
Egal, welchen Tarif Sie als Unternehmen wählen: Die physische Quelle Ihres Stroms beeinflusst die Entscheidung nicht. Auch wenn Sie Ökostrom beziehen, kommt die Energie in der Regel aus irgendeinem nahegelegenen Kraftwerk zu Ihnen. Ihr Stromanbieter muss für Ihren Ökostrom aber sogenannte Herkunftsnachweise kaufen. Herkunftsnachweise belegen, wie und wo der Strom erzeugt wurde. Lieferanten erwerben Herkunftsnachweise für die Strommenge aus erneuerbaren Quellen, die sie an ihre Kunden als Ökostrom verkaufen. So erklärt es die Verbraucherzentrale NRW e.V. auf ihrer Internetseite.
Herkunftsnachweise aus Deutschland gibt es allerdings kaum, da Deutschland den Ausbau der erneuerbaren Energien gesetzlich über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fördert. Lieferanten dürfen EEG-geförderten grünen Strom nicht gesondert als Ökostrom verkaufen. Dieser erhält also auch keinen entsprechenden Herkunftsnachweis. Sonst würden Anlagenbetreiber für denselben grünen Strom doppelt kassieren: über die Förderung und zusätzlich durch Verkaufserlöse. Fast jeder Öko-Anlagenbetreiber in Deutschland hat sich bislang für die sichere staatliche Förderung entschieden. Daher stehen kaum Herkunftsnachweise zur Verfügung.
Fast 60 Prozent sind bereits heute in Deutschland Ökostrom
Auch dank des EEG gibt es in Deutschland bereits einen hohen Anteil Ökostrom im allgemeinen Strommix – gegenwärtig fast 60 Prozent laut Spiegel Online. Bis Ende Juni 2022 zahlte auch jeder strombeziehende Haushalt und jede strombeziehende Institution über seine Stromrechnung für den Ausbau der erneuerbaren Energien über die sogenannte EEG-Umlage.
Weil Herkunftsnachweise aus Deutschland kaum verfügbar sind, stammen diese meist aus dem Ausland, zum Beispiel aus Norwegen oder Österreich. Der Strom, der dahintersteckt, produzieren die Anlagen in den Ländern in aller Regel ohnehin. Seine „grüne“ Eigenschaft verschiebt sich durch den Zukauf eines Herkunftsnachweises auf den Strom des Käufers. So kann dieser auf der Rechnung eines Ökostromkunden 100 Prozent Ökostrom ausweisen.
Insgesamt aber gibt es nachher genauso viel „grünen“ und „grauen“ Strom wie vorher – dem Klima ist kaum geholfen. Häufig wird von einem „grünen Anstrich“ gesprochen. Ein direkter Beitrag zum Ausbau erneuerbarer Energien wird nicht geleistet.
Mit bestimmten Ökostrom-Labeln unterstützen Sie die Energiewende
Anders ist dies bei Ökostromanbietern, die sich politisch für die Energiewende und wirtschaftlich für den EEG-unabhängigen Ausbau erneuerbarer Energien einsetzen. Entscheidet man sich für einen dieser Ökostromanbieter, so unterstützt man deren ökologische Geschäftspolitik und somit indirekt auch die Energiewende in Deutschland.
Ökostromlabels zertifizieren in der Regel einzelne Tarife, manchmal auch die anbietenden Unternehmen. Während Herkunftsnachweise bereits belegen, dass der Strom aus erneuerbaren Energien stammt, wollen Labels garantieren, dass es einen zusätzlichen Umweltnutzen gibt. So lassen sich Tarife finden, die wirklich einen Zusatznutzen für das Klima haben können.
Worin dieser Klimanutzen besteht, ist allerdings sehr unterschiedlich:
- Ausbau erneuerbarer Energien: Eine Option ist, dass ein Teil des Erlöses aus einem Ökostromtarif tatsächlich in den Ausbau erneuerbarer Energien fließt, also die Errichtung von Neuanlagen fördert. Je nach Label geht es dort um 0,2 bis 1 Ct/kWh, bei einer Abnahmemenge von 1 GWh/a sprechen wir also über 2.000 bis 10.000 Euro pro Jahr.
- Neuanlagenquote: Einige Label verlangen beispielsweise, dass mindestens 30 Prozent der Anlagen in den letzten sechs Jahren errichtet wurden. So wird ein kontinuierlicher Ausbau indirekt gefordert und gefördert.
- Andere Energieprojekte: Manche Labels unterstützen andere Energiewende-Aktivitäten. Das können zum Beispiel Energiesparmaßnahmen sein, Mieterstrommodelle oder Bürgerenergieprojekte. Oder Vorhaben, die sich mit Speichertechnologien und E-Mobilität beschäftigen. Weil diese Aktivitäten in den Kriterienkatalogen der Ökostromlabels an Bedeutung gewinnen, tritt der zusätzliche Zubau bei den Erneuerbaren weiter in den Hintergrund.
- Deinvestment: Manche Ökostromlabels bekommen nur Anbieter, die nicht an Kohle- oder Atomkraftwerken beteiligt sind. Der unmittelbare wirtschaftliche Druck durch dieses persönliche Deinvestment bleibt sicherlich überschaubar. Als Zeichen und persönliche Loslösung von klimaschädlichen oder gefährlichen Technologien kann eine Entscheidung für diese Anbieter aber durchaus ihren Wert haben.
Eine weitere Option für ökologisch hochwertigen Grünstrom bieten die sogenannten Regionalnachweise, die es seit 2019 in Deutschland gibt. Regionalnachweise machen den Erzeugungsort von EEG-gefördertem Strom nachvollziehbar. Sie ermöglichen, dass EEG-Strom als Strom „aus der Region“ im Umkreis von 50 Kilometer um die Verbrauchsstelle des Stromkunden vermarktet werden kann.
Fazit
Ökostrom-Label sollen die Einhaltung wichtiger Kriterien garantieren und einen Vergleich ermöglichen. Allerdings gibt es sehr viele verschiedene Ökostrom-Siegel – die teils auch unterschiedliche Schwerpunkte setzen und deutliche Unterschiede im ökologischen Mehrwert mitbringen.
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