- Im Vergleich zum Vorjahr sind die Strompreise im Mittel um 20,5 Prozent gesunken: auf 22,78 Ct/kWh.
- Vorkriegsniveau noch nicht in Sicht.
- Kunden müssen schlechtere Vertragsbedingungen befürchten.
Der halbjährliche Strompreisvergleich für Industriekunden des VEA - Bundesverband der Energie-Abnehmer e.V. zeigt spürbar gesunkene Strompreise im Vergleich zum Vorjahr. Die durchschnittlichen Strompreise für Sondervertragskunden liegen um ganze 20,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Damit sind die Preise jedoch noch längst nicht wieder auf dem Stand wie vor dem Ukrainekrieg, in dessen Folge sie um mehr als das Achtfache anstiegen.
"Wegen der Unsicherheiten im Großhandel priorisieren viele Lieferanten derzeit nicht das Neukundengeschäft, einige Anbieter haben es sogar ganz eingestellt“, bemerkt Hauptgeschäftsführer des VEA Dr. Volker Stuke zur aktuellen Lage auf dem Strommarkt. „Das bedeutet, dass es für Unternehmen zunehmend schwierig wird, Lieferangebote zu erhalten, selbst wenn sie bereit sind, mit einem Neuabschluss erhebliche Preiserhöhungen zu akzeptieren. Kunden müssen sich auch auf deutliche Verschlechterungen bei den Vertragsbedingungen einstellen, zum Beispiel häufigere Zahlungen in Vorkasse oder sehr geringe Mengentoleranzen.“
Im Vordergrund der Datenerhebung des VEA-Strompreisvergleiches steht die Gegenüberstellung der Anbieter. Die drei günstigsten Gebiete sind derzeit: Stadtwerke Kiel Netz, Netrion mit Sitz in Mannheim und die Rheinische NETZGesellschaft mit Sitz in Köln. Die teuersten Gebiete finden sich bei Schleswig-Holstein Netz mit Sitz in Quickborn, Wemag Netz mit Sitz in Schwerin und e.dis mit Sitz in Fürstenwalde.
Die Differenz zwischen dem preisgünstigsten und dem teuersten Anbieter beträgt 25,6 Prozent beziehungsweise 5,30 Ct/kWh. Die größten prozentualen Preissenkungen im Vergleich zum Vorjahr gibt es bei der Netrion mit Sitz in Mannheim (-23,7 Prozent). Die geringsten Preisrückgänge sind bei der Schleswig-Holstein Netz mit Sitz in Quickborn (-14,9 Prozent) zu beobachten.
Nach wie vor sind die Strompreise in den neuen Bundesländern im Vergleich zu den alten Bundesländern höher: So beträgt der durchschnittliche Strompreis in den neuen Bundesländern 23,43 Ct/kWh und ist damit um 0,82 Ct/kWh beziehungsweise 3,6 Prozent höher als der mittlere Preis in den alten Bundesländern.
Der Preisvergleich umfasst insgesamt 50 große Netzgebiete in Deutschland. Damit wird ein erheblicher Teil des deutschen Stromnetzes abgedeckt. Seit Januar 2002 veröffentlicht der VEA für einzelne Netzbereicheund die bekannten 15 mittelspannungsseitig versorgten Abnahmefälle realistische Preisindikationen, wie sie wechselbereite Unternehmen im Rahmen einer bundesweiten Ausschreibung ihres Strombedarfs am Markt einholen können. Grundlage für die genannten Preise sind Vollstromversorgungsverträge mit Vertragsbeginn 1. Juli 2023 und einer Laufzeit von 12 Monaten, die im 1. Halbjahr 2023 abgeschlossen wurden.
Nicht im VEA-Strompreisvergleich berücksichtigt sind die Auswirkungen der Strompreis-Bremse, da diese auf 2023 beschränkt sein wird. Die Komplexität der Regularien führt außerdem dazu, dass viele Kunden in diesem Segment nicht von ihr profitieren werden. Die aufgeführten Preise berücksichtigen alle Kosten für die jeweilige Netznutzung, dazu gehören:
- Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz-Umlage
- Umlage nach der Stromnetzentgeltverordnung
- Offshore-Netzumlage
- Abschaltbare-Lasten-Umlage
- Konzessionsabgabe
- Marge für den Lieferanten