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Erdgaspreisvergleich II/2023: Im Vergleich zu vor einem halben Jahr – Preise sinken unterhalb des Preisbremsendeckels

Im Januar 2021 trat das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) in Kraft und verteuert für nahezu alle Gaskunden den Bezug von Erdgas deutlich. In diesem Vergleich sind in den aufgeführten Preisen die BEHG-Umlage eingeflossen. Ebenfalls berücksichtigt sind die Bilanzierungsumlage und die Gasspeicherumlage.

Seit Ausbruch des Ukrainekriegs sind die Preise dramatisch gestiegen und haben neue Allzeithochs erreicht. Seit Anfang dieses Jahres hat sich das Preisniveau wieder deutlich nach unten bewegt. Dies führt im Vergleich zum Preisstand von vor sechs Monaten zu einer deutlichen Preisreduzierung. Im dritten Quartal 2023 waren die durchschnittlichen Großhandelspreise deutlich unterhalb des Preisbremsendeckels von 7 Ct/kWh, sodass der Preisdeckel in diesem Preisvergleich keine Rolle spielt.

Die in der Tabelle genannten Preise berücksichtigen alle Kosten für die jeweilige Netznutzung inklusive Messung und Abrechnung, Gasbeschaffung und Strukturierung, die Konzessionsabgabe (KA), die Belastungen aus dem BEHG, die neue Gasspeicherumlage sowie eine am Markt übliche Marge für den Lieferanten. Lediglich die Erdgas- und Mehrwertsteuer sind vom Kunden zusätzlich zu entrichten. Nur aufgrund der Vielzahl der vom VEA beratenen Unternehmen und der damit verbundenen sehr großen Marktkenntnis ist es uns möglich, realistische Preisangaben zu publizieren.

Ergebnisse im Überblick
Der Preisvergleich umfasst insgesamt 50 große Netzgebiete in Deutschland. Damit wird ein erheblicher Teil des deutschen Gasnetzes abgedeckt. Die Reihenfolge im Vergleich basiert auf dem arithmetischen Mittel ohne Gewichtung der 15 Abnahmefälle.

Im Durchschnitt haben sich die Preise innerhalb der letzten sechs Monate (seit April 2023) um 15 Prozent verbilligt. Da die Preissenkungen im Wesentlichen durch die gesunkenen Großhandelspreise verursacht wurden, haben sich die Preise in allen Netzgebieten nahezu identisch entwickelt.

Die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Netzgebieten sind immer noch signifikant: Die Differenz zwischen dem nach diesem Vergleich preisgünstigsten Netz (Dortmund Netz mit 6,50 Ct/kWh) und dem teuersten Netzgebiet (NetzeBW mit 7,12 Ct/kWh) beträgt 0,62 Ct/kWh bzw. 9,5 Prozent. Bezogen auf das arithmetische Mittel der zehn preisgünstigsten Netze (6,59 Ct/kWh) liegen die durchschnittlichen Preise der zehn teuersten Gebiete (7,00 Ct/kWh) um 0,41 Ct/kWh bzw. 6,2 Prozent höher. Das durchschnittliche Niveau der Gruppe der zehn Netzbetreiber mit den höchsten Preisen bewegt sich im Mittel um 0,22 Ct/kWh bzw. 3,2 Prozent über und das der Gruppe der zehn preisgünstigsten Versorgungsgebiete um 0,18 Ct/kWh bzw. 3,2 Prozent unter dem Durchschnitt aller 50 Vergleichsnetze in Deutschland (6,78 Ct/kWh).

Die 10 günstigsten Gebiete
Dortmunder Netz, Energienetze Mittelrhein mit Sitz in Koblenz, Stadtwerke Rostock, wesernetz Bremen, bnNETZE mit Sitz in Freiburg, EWE NETZ (Teilnetz Ost), Energienetze Bayern mit Sitz in München, NEW Netz mit Sitz in Geilenkirchen, SWM Infrastruktur mit Sitz in München und EWE NETZ (Teilnetz West).

Die Reihenfolge in der Gruppe der zehn Versorgungsgebiete mit den höchsten Durchschnittsgaspreisen lautet wie folgt: Netze BW mit Sitz in Stuttgart, SWKiel Netz, energis-Netzgesellschaft mit Sitz in Saarbrücken, MVV Netze mit Sitz in Mannheim, Syna mit Sitz in Frankfurt, ENERVIE Vernetzt mit Sitz in Lüdenscheid, SWE Netz mit Sitz in Erfurt, Sachsen Netz mit Sitz in Dresden, enercity Netz mit Sitz in Hannover und Westfalen Weser Netz mit Sitz in Paderborn.

Hinweise für Gaskunden
Durch den Ukrainekrieg ist der Gasmarkt immer noch nervös. Eine Reihe von Lieferanten unterbreiten aktuell keine Lieferangebote für Sondervertragskunden. Daher erhalten viele Industrieunternehmen nur noch wenige, im Einzelfall auch gar keine Lieferangebote mehr. Da ohne eine Gasversorgung die Unternehmen gar nicht mehr produzieren können, drohen große Schäden für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Um auch in diesem sehr speziellen Marktumfeld den Herausforderungen gerecht zu werden, benötigen mittelständische Unternehmen professionelle Unterstützung. Der VEA empfiehlt allen Unternehmen, Alternativen zu den klassischen Festpreisverträgen und eine tranchierte Beschaffung zu prüfen. Dies ist auch für Kunden mit einem geringen Gasbedarf sehr leicht möglich. Mit dem Dienstleistungsangebot VEA-Aktiv bietet der VEA seit mehr als 15 Jahren allen Kunden die Option, ohne eigenen Aufwand von einer Tranchenbeschaffung zu partizipieren. Der VEA bündelt die Nachfrage von rund 1.200 Unternehmen mit einem Gesamtenergiebedarf von mehr als 1 TWh und beschafft den jeweils benötigten Strom- und Gasbedarf der Unternehmen zu sehr attraktiven Konditionen. Für die Kunden sind dank kundenfreundlicher Vertragsgestaltung sowohl das Mengen- als auch das Preisrisiko minimiert.

Grundsätzliche Anmerkungen zum VEA-Erdgaspreisvergleich
Der VEA hat seinen seit 1973 regelmäßig veröffentlichten Gaspreisvergleich aufgrund des veränderten Marktumfelds angepasst. Wurden vor Liberalisierung die Standardpreisregelungen der verschiedenen lokalen Versorger ausgewertet und die durchschnittlichen Gaspreise veröffentlicht, so publiziert der VEA für 15 definierte Abnahmefälle realistische Preisindikationen, wie sie vertragsfreie und wechselbereite Gasbezieher in den 50 vom VEA untersuchten Netzgebieten im Rahmen einer bundesweiten Ausschreibung am Markt einholen können. Grundlage für die genannten Preise sind Vollversorgungsverträge mit Vertragsbeginn 1. Oktober 2023 und einer Laufzeit von zwölf Monaten, die im 3. Quartal 2023 abgeschlossen wurden.