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Beschaffungskrise auf Energiemarkt setzt sich fort

Nach dem jüngsten Preis-Peak beim Erdgas schlagen die Entwicklungen weiter hohe Wellen. Hierüber möchten wir Sie mit folgendem Artikel aus dem energate messenger+ vom 11.10.2021 informieren:

Die mit den Börsenturbulenzen steigenden Beschaffungskosten zwingen mehr und mehr Energiediscounter zu starken Einschnitten. Zudem drückt mit Eon ein erster Großkonzern beim Erdgasvertrieb nun auf Pause. Für Marktbeobachter, mit denen energate sprach, könnte es erst der Auftakt einer Welle sein. 

Nach dem Lieferstopp der Vertriebsmarken der Rheinischen Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft Ende vergangener Woche (energate berichtete), zogen nun weitere Vertriebe nach. Dies sind die Elektrizitätswerke Düsseldorf mitsamt ihrer Marke Wunderwerk, die Fuxx-Die Sparenergie GmbH aus Hamburg und ihre Marke Grüner Funke und der Anbieter Strogen.

Sie alle haben wie schon die Rheinische Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft E-Mails versandt, in denen die Kunden über den kurzfristigen gebietsweisen Lieferstopp informieren und einen Wechsel empfehlen. Entsprechende Schreiben liegen der energate-Redaktion vor. Auch bei der Verbraucherzentrale NRW sind weitere Beschwerden von betroffenen Kundinnen und Kunden eingegangen, erfuhr energate auf Anfrage. Ein mit dem Thema befasster Verbraucherschutzaktivist gab gegenüber energate an, mittlerweile Rückmeldungen von über 100 betroffenen Kunden im gesamten Bundesgebiet vorliegen zu haben. Einige davon hat er auf seiner Homepage veröffentlicht. Damit erhärtet sich der aus Branchenkreisen geäußerte Eindruck, dass die selektiven Lieferstopps dieser Firmen gezielt darauf ausgelegt sind, die für sie am wenigsten profitabelsten Kunden loszuwerden. 

Eon stoppt Neukundenakquise beim Erdgas

Mit dem Essener Energiekonzern Eon hat auch ein namhafter Großkonzern erste Konsequenzen im Vertrieb gezogen und das Neukundengeschäft im Gassegment vorübergehend gestoppt. "Leider können wir Ihnen derzeit keine Erdgas-Produkte anbieten.", schreibt der Konzern auf seiner Homepage. Auf den gängigen Vergleichsportalen sind die Tarife ebenfalls nicht mehr vertreten. Der Konzern stehe den Bestandskunden "selbstverständlich als Partner zur Seite", hieß es dazu, gegenüber energate. "Lediglich unsere Neukundenprodukte überarbeiten wir aktuell, da wir die stark gestiegenen Beschaffungskosten in unserer Preisstellung berücksichtigen müssen.", erklärte ein Konzernsprecher.

"Nicht abwegig, über Insolvenzen zu sprechen"

Die Verbraucherzentrale NRW hat mit der Analyse der Schreiben der Discounter begonnen. Insgesamt seien die Anschreiben sehr abstrakt und damit unverständlich formuliert, so Holger Schneidewindt, Energiejurist bei der Verbraucherzentrale NRW. Auch die Bezeichnung eines Lieferstopps als "vorübergehend", wie einzelne sie verwenden, sei irreführend: "Nichts ist hier vorübergehend." Diese Art und Weise, sich von seinen Kunden zu trennen sei dem Juristen in seiner Praxis noch nie begegnet. "Angesichts von solchen Schreiben ist es auch nicht abwegig von möglichen Insolvenzen zu sprechen", betonte Schneidewindt. Bemerkenswert sei, im Fall des die Lieferanten wie Fuxx und einigen andere Versorger das Wort "Kündigung" selbst in ihren Schreiben nicht erwähnen. Denn eine außerordentliche Kündigung müsste der Versorger klar begründen können, argumentiert Schneidewindt.

Kein Wort von "Kündigung"

Über die Gründe könne man allerdings nur spekulieren, so der Jurist. Naheliegend zumindest ist, dass die aktuell hohen Börsenpreise für Strom und Erdgas der Grund für diese selektiven Lieferstopps, oder de facto Vertragskündigungen, verantwortlich sind. Besonders bei Energiediscountern, bei deren Beschaffungsstrategie die Spotmärkte eine zentrale Rolle spielen, könnte dies zu erheblichen Schwierigkeiten führen, so Schneidewindt. Sollten tatsächlich die hohen Preise der Grund sein, würde es unter Umständen einen Wegfall einer wirtschaftlichen Grundlage bei den Unternehmen bedeuten. Dies sei allerdings ein sehr starkes Instrument und dann müsste der Versorger vor Gericht eventuell "seine wirtschaftliche Hose runterlassen", sagte der Energiejurist der Verbraucherzentrale NRW weiter.

Discounter halten sich weiter bedeckt

Auf Anfragen von energate hat von den Unternehmen, die mit Schreiben Lieferstopps ankündigen, bis zum Redaktionsschluss lediglich die Elektrizitätswerke Düsseldorf AG mit der Marke Wunderwerk eine Stellungnahme abgegeben. Der Vorstandschef der Wunderwerk Samuel Schmidt bestätigte, dass es einige Kunden über einen Belieferungsstopp informiert wurden. Ihre Anzahl sei allerdings sehr gering. Zu den Gründen sagte er nichts. Daher bleibt unklar, wie viele der Kunden von den jeweiligen Unternehmen konkret von diesem Lieferstopp betroffen sind.

Autor: Artjom Maksimenko

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