Klar ist, dass wir es uns nicht leisten können, aufgrund von Bürokratie Geld zu verschwenden und den Aufbau der Erneuerbaren zu verzögern, wenn nicht sogar zu verhindern. Der VEA bringt sich deshalb mit Stellungnahmen und in Fachgesprächen mit vielen weiteren Marktakteuren zur Entbürokratisierung der PV ein. Ziel ist es, anlässlich der für den Sommer angekündigten Entbürokratisierungsregelungen Abhilfe bei mehreren bürokratischen Hemmnissen zu schaffen. Bezüglich der Zertifizierungsfalle kommt zunächst eine Absenkung der Zertifizierungsgrenze in Betracht. Denn die gewählte Grenze von 135 kW ist nicht gutachterlich oder wissenschaftlich hinterlegt. Damit ist nicht geklärt, ob diese Grenze tatsächlich erforderlich für die Systemstabilität, also angemessen ist. Eine weitere Option wäre ein vereinfachtes Zertifizierungsverfahren, da an vielen Stellen Standardisierungen möglich zu sein scheinen. Eine politische Sofortmaßnahme wäre die vorläufige Inbetriebnahme zu erlauben.
- Recht & Regulierung
Aufgrund langer Wartezeiten für Prüfung und Zertifizierung gehen Photovoltaik-Anlagen nicht ans Netz
Eigentlich ist es klimapolitisch hausgemachte Sache, dass Deutschland einen deutlichen Hochlauf bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien vollbringen muss. Vor dem Hintergrund des Krieges und der Notwendigkeit, uns unabhängig von fossilen Brennstoffen wie Gas zu machen, ist der Antrieb dazu noch stärker geworden.
Zertifizierung ab einer Leistung von 135 kW
Viele Unternehmen wollen dieses Ziel unterstützen und errichten Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) in ihren Betrieben. Allerdings: Fertige PV-Anlagen gehen oft monatelang nicht in Betrieb. In vielen Fällen bleiben die Anlagen sogar über ein Jahr ungenutzt. Einer der Gründe ist die Vorgabe der Bundesnetzagentur, dass bereits ab einer Leistung von 135 kW ein Zertifizierungsprozess durchlaufen werden muss. Früher lag die Grenze bei einem Megawatt. Das Zertifizierungsverfahren ist komplex und aufwendig. Viele bürokratischen Einzelheiten müssen dafür zwischen Anlagen-Hersteller, Installateur und Netzbetreiber abgestimmt werden.
Durch die Absenkung dieser Grenze haben sich die notwendigen Zertifizierungsverfahren vervielfacht. Die erhöhte Nachfrage kann von den Dienstleistern aber nicht bedient werden. Deshalb stauen sich die entsprechenden Verfahren und die Wartezeiten werden immer länger. Eine Lösung sehen einige Unternehmen darin, ihre Anlagen unter der Grenze von 135 kW zu planen. Damit bleiben die Unternehmen aber deutlich unter ihren eigentlich Potentialen. Das widerläuft natürlich der eigentlichen gesellschaftlichen Zielstellung, möglichst viel PV aufzubauen.
Unternehmen EFTEX wartete über ein Jahr auf Zertifizierungs-Abschluss
Ein Unternehmen, welches sehr beschwerliche Erfahrungen machen musste, ist das Unternehmen EFTEX. Der Geschäftsführer, Herr Burwinkel musste weit über ein Jahr auf den Abschluss der Zertifizierung warten, damit die Erweiterung der PV Anlage und dessen 210 kW Batteriespeicher ans Netz gehen konnte. Er hatte sich mit Lösungsvorschlägen sogar an mehrere Politiker gewandt. Sein Resümee: „Ich habe nicht einmal eine Eingangsbestätigung, geschweige denn eine Antwort erhalten. Erst als wir nach der erfolgreichen Zertifizierung diesen Missstand an die lokale Presse gegeben haben und zudem nochmals mit unserem verantwortlichen Netzbetreiber Gespräche gesucht haben, scheint nun das Thema langsam aufgegriffen zu werden. Unser Bundesminister Herr Habeck fordert jeden Mitbürger auf, 10 Prozent Energie einzusparen. Dann kann es doch nicht angehen, dass aufgrund dieser Zertifizierungssituation PV Anlagen, die von fachkundigen Installateuren aufgebaut wurden, nicht in Betrieb genommen werden dürfen und somit ungenutzt auf dem Dach liegen. Allein in unserem näheren Umfeld betrifft dies Anlagen von ca. 8.000 kWp bis Mitte 2022. Diese könnten sofort die Jahresstrommenge für ca. 2.000 4-Personen-Haushalte erzeugen. Hier besteht dringend Handlungsbedarf.“