
- Ersparnis
Großhandelspreise sind im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 um 29 Prozent gefallen
Die Fernwärmepreise sanken in der Bundesrepublik um durchschnittlich 8,38 Prozent im Jahresverlauf 2024. Dennoch sind beim Betrachten der einzelnen Fernwärmeversorgungsunternehmen (FVU) noch viel deutlichere Preisveränderungen zu erkennen. Das extremste Absinken gab es bei der Stadtwerke Pirna GmbH (SWP) mit einem Absinken von 44,28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf der anderen Seite gab es den größten Preisanstieg bei der Technische Werke Ludwigshafen AG. Dort stieg der Fernwärmepreis um 33,48 Prozent.
VEA-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Stuke kann das durchschnittliche Absinken der Fernwärmepreise nachvollziehen: „Zwei Punkte spielen bei der Preisbildung für Fernwärme eine wesentliche Rolle. Zum einen ist es die Brennstoffwahl zur Fernwärmeerzeugung. Denn der jeweilige Fernwärmepreis ist in der Regel an den für die Wärmeerzeugung verwendeten Brennstoff Gas, Heizöl oder Kohle gekoppelt. Die Preise für die fossilen Brennstoffe gingen im Jahr 2024 im Vergleich zu den beiden ersten Kriegsjahren in der Ukraine 2022 und 2023 zurück. Je nachdem, mit welchem zeitlichen Verzug der Fernwärmelieferant die Preisentwicklung an die Kunden weitergibt, ergeben sich sehr unterschiedliche Preisveränderungen in Bezug auf die vergangenen zwölf Monate. Ein zweiter Punkt sind die Fixkosten für die Erzeugung sowie die Infrastruktur. In der Regel sprechen wir über Investitionen in Erzeugungsanlagen und das Fernwärmenetz, die dämpfend auf die Gesamtkostenentwicklung wirken. Dass die Preise sich zwischen den Versorgern auch noch einmal beträchtlich unterscheiden können, liegt unter anderem am Zeitpunkt der Preiserfassung. Manche Versorger haben ihre Preise noch nicht aktualisiert, da sie dies nur einmal im Jahr tun, wiederum andere aktualisieren quartalsweise.“
Preise der FVU liegen teilweise weit auseinander
Die Preise der einzelnen FVU liegen teilweise weit auseinander, rücken im Vergleich zu den beiden Vorjahren jedoch deutlich näher zusammen. Bei einer Benutzungsdauer von 1.500 h/a (Jahresbezugsmenge von 900 MWh/a dividiert durch die Leistung von 600 kW) liegen die Preise zwischen 88,00 Euro/MWh bei der Stadtwerke Hamm GmbH und 185,74 Euro/MWh bei der Stadtwerke Hanau GmbH. Bezogen auf den niedrigsten Preis beträgt damit der relative Preisunterschied 111,07 Prozent. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 340 Prozent und 2023 sogar bei 425 Prozent.
Bei einer Benutzungsdauer von 2.000 h/a (1.200 MWh/a und 600 kW) reicht die Preisspanne von 80,94 Euro/MWh bei der Stadtwerke Hamm GmbH bis 181,71 Euro/MWh bei der Stadtwerke Hanau GmbH. Der relative Unterschied beträgt hier, wiederum auf den niedrigsten Preis bezogen, 124,50 Prozent. Im Vorjahr waren 333 Prozent und 2023 sogar 473 Prozent. Für die am Vergleich beteiligten 84 FVU mit 87 Netzen errechnet sich im Mittel für eine Benutzungsdauer von 1.500 h/a ein Wärmepreis von 133,90 Euro/MWh und für 2.000 h/a ein Wärmepreis von 126,04 Euro/MWh. Beide Abnahmefälle zusammen ergeben einen durchschnittlichen Wärmepreis von 129,97 Euro/MWh.
Der Vergleich zeigt, dass die erreichbaren Durchschnitts-Wärmepreise (Euro/MWh) bei den meisten Fernwärmeversorgungsunternehmen sehr stark von der Benutzungsdauer abhängen. Vor Abschluss eines Fernwärme-Lieferungsvertrages ist es daher wichtig, sich eingehend Klarheit über die benötigte Wärmeleistungshöhe zu verschaffen.
Die zehn preisgünstigsten FVU sind derzeit
Die acht teuersten FVU sind derzeit
Hintergrund zum Fernwärme-Preisvergleich
Der vom VEA seit 1978 regelmäßig veröffentlichte Fernwärme-Preisvergleich umfasst 87 FVU mit insgesamt 84 Fernwärmenetzen, sodass unsere Untersuchung einen hohen Repräsentationsgrad erreicht. Auch bei der Fernwärme spielt das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. So bietet die Berliner Energie und Wärme GmbH zukünftig nur noch klimaneutrale Verträge an. Gleiches gilt bei der Stadtwerk Hanau GmbH.
Die Mehrzahl der FVU bietet Grund- oder Leistungs-Preisregelungen an, bei denen sich der erzielbare durchschnittliche Wärmepreis (Euro/MWh) aus einem Grund- beziehungsweise Leistungspreis (Euro/kW) für die bereitgestellte oder die gemessene Wärmeleistung und aus einem meist mengenunabhängigen (nur bei wenigen FVU ist der Preis gezont oder gestaffelt) Arbeitspreis (Euro/MWh) zusammensetzt. Die beiliegende Tabelle enthält daher lediglich zwei praxisnahe Abnahmefälle für größere gewerbliche beziehungsweise industrielle Kunden, und zwar für eine Jahres-Benutzungsdauer (Jahresverbrauch in MWh/a dividiert durch die Wärmeleistung in kW) von 1.500 h/a und 2.000 h/a bei einer Wärmeleistung von 600 kW.
Die dem Vergleich zugrundeliegenden Benutzungsdauerwerte beziehen sich nicht auf den DIN-Anschlusswert. Sie beziehen sich unter Berücksichtigung des Gleichzeitigkeitsgrades auf die bereitgestellte beziehungsweise beanspruchte Wärmeleistung. Deshalb sind für das Erreichen der Preise auch die FVU, die in ihren Preissystemen für das Umrechnen des nach DIN ermittelten Anschlusswertes Faktoren unter 1,0 ansetzen, nicht berücksichtigt. Dadurch können solche FVU, die Abschläge auf die Leistung gewähren, gegenüber denjenigen, die die Leistung voll nach DIN ansetzen, im Preisvergleich benachteiligt sein.